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— HDRI: Erstellen —
Ein HDRI erstellen
Für ein HDRI benötigt man eine Serie von Aufnahmen. Die Kamera bleibt
am selben Standort und man variiert einer der folgenden vier Parameter:
- Die Blende um eine volle Stufe (f/32 — f/22 — f/16 — f/11 —
f/8 — f/5.6 — f/4 — f/2.8),
- die Belichtungszeit wird verdoppelt oder halbiert (1/4 — 1/8 — 1/15 —
1/30 — 1/60 Sekunde),
- verschidene neutrale Graufilter werden vor das Objektiv geschraubt,
- die Filmempfindlichkeit wird verstellt (100 ISO — 200 ISO — 400 ISO —
800 ASA — 1600 ISO — 3200 ISO).
- Abwarten, bis die Zeit abgelaufen ist und der Himmel dunkler wird.
Das bedingt eine Kamera, welche mindestens eine der genannten Möglichkeiten
anbietet. Man kann durchaus auch mit traditionellem chemischen Film HDRIs aufnehmen. Das ist
allerdings etwas mühsam, da man sicherstellen muss, dass bei der Entwicklung und für
den Papierabzug keine Helligkeitskorrekturen vorgenommen werden. Die Fotos müssen ebenfalls
so gescannt werden, ohne dass sich die ursprüngliche Helligkeit ändert. Eine Digitalkamera
macht einem das Leben viel leichter.
Stabilität
Vorzugsweise steht die Kamera auf einem stabilen Stativ und wenn man den Verschluss über eine
Fernedienung auslösen kann ist das ein Vorteil. Die Bilder müssen nach der Aufnahmesitzung
genau übereinander passen. Auch wenn die Kamera zwischen den Aufnahmen nur leicht verschoben wird,
handelt man sich sehr viel Zusatzarbeit ein. Es lohnt sich daher unbedingt, sich bei den Aufnahmen etwas
Mühe zu geben – wenn man an der Kamera fummeln muss, um eine neue Stufe einzustellen.
Belichtung
SLR (Single Lens Reflex) und DSLR (Digital) Kameras lassen oft
sogenanntes «Bracketing» zu. Dabei findet die Kamera die idealen Belichtungseinstellungen,
macht eine Aufnahme, dunkelt um 1/3 bis 2 Stufen ab, macht eine zweite Aufnahme, dann hellt sie um
den gleichen Bereich auf. Das genügt bereits, um damit DRI (Dynamic Range
Increased, vergrößerter Dynamikberreich) zu erstellen.
Ernsthafte HDRI-Fotografen geben sich damit allerdings nicht zufrieden, auch wenn sie
nicht unbedingt eine Aufnahmeserie, welche 32 Blendenstufen umfasst, anstreben. In der Praxis kommt
man mit 8 bis 15 Blendenstufen bereits zu hervorragenden Resultaten.
Blendenstufen
In der HDRI Fotografie spricht man von Blendenstufen. Das bedeutet jedoch nicht, dass man nur die
Blende verändern darf. Eine Blendenöffnung um eine volle Stufe, z.B. von f/16 zu f/11
entspricht auch einer Verdopplung der Expositionszeit, z.B. von 1/500 Sekunde auf eine 1/250
Sekunde oder der Verdoppelung der Filmempfindlichkeit von beispielsweise 400 ISO auf 800 ISO
(was ja bei Digitalkameras direkt einstellbar ist und eigentlich nur die Verstärkung der
Ausleseelektronik verstellt). Am Einfachsten ist es, die Expositionszeit zu variieren, weil hier
der größte Bereich zur Verfügung steht – typischerweise von 30 Sekunden bis
1/8000 Sekunde (18 Stufen) wobei die Blende im besten Falle um 10 Stufen (f/64 bis f/2) verändert
werden kann und die Filmempfindlichkeit nur um 6 Stufen (100 ASA bis 6400 ASA). Bei den Filtern
liegt die Grenze beim Budget: Wieviele kann ich kaufen und vor das Objektiv schrauben…
Bewegte Sujets
Es ist klar, dass aus Aufnahmen von vorbeiflitzenden Rennwagen kein HDRI gemacht werden kann. Menschen
bewegen sich in der Regel und sie werden verschmiert oder als Geister erscheinen. HDRI-Fotografie
beschränkt sich auf unbewegte Objekte. Wolken ziehen vielleicht bereits zu schnell über den
Himmel und Aufnahmen von Vegetation – Bäumen und Blumen – versucht man besser gar nicht
erst, wenn Wind herrscht. Auch eine Briese kann schon zu stark sein. Weitwinkelaufnahmen sind weniger
heikel als Teleaufnahmen, bei fernen Objekten fällt die Bewegung weniger auf als bei nahen.
Beispiel
Nun zur Illustration des Gesagten eine Aufnahmeserie, die erfolgreich zu einem HDRI zusammengestellt
wurde.
-
 8 s |
 4 s |
 2 s |
 1 s |
 1/2 s |
 1/4 s |
 1/60 s |
 1/125 s |
 1/250 s |
 1/500 s |
 1/1000 s |
 Linear tonwertumgesetzt |
Das letzte Bild ist das HDRI, welches die 14 Bilder davor in sich vereint. Die
verwendeten Expositionszeiten entsprechen 13 Blendenstufen, tatsächlich gerechnet wurden
17. Es weißt eine Dynamik von 158'873:1 auf und hat eine maximale Leuchtkraft von 276
(Leuchtkraft, eigentlich Radiosity, ist ein Parameter, welcher interessiert, wenn man ein HDRI
als Lichtquelle für eine 3D Computergrafik verwenden möchte).
Zur Anzeige wurde das HDRI linear tonwertumgesetzt. Das bedeutet, dass der Dynamikbereich
von 158'873:1 linear auf die anzeigbaren Werte von 256:1 gestaucht wurde. Auch wenn das Bild nicht
sonderlich gelungen wirkt muss man eingestehen, dass es weder über- noch unterbelichtete Anteile
aufweist. Keines der anderen 14 Bildern ist so ausgewogen (man achte auf die Leuchtsoffröhren und
den blauen Himmel draußen). Allerdings kann nun aus diesem Bild noch wacker etwas herausgeholt
werden, wie unter «Tonwertumsetzung» gezeigt wird.
Wie die Bilder zu einem HDRI zusammengestellt werden
Es wird ein Programm benötigt. Dieses liest die Aufnahmeserie ein und rechnet die Licht- und
Farbwerte für jeden Bildpunkt zusammen und zeigt das Bild in der Regel linear tonwertumgesetzt an.
Nicht alle Programme sind gleich konfortabel ausgestattet. Manche können leicht gegeneinander
verschobene Aufnahmen automatisch ausrichten, andere erlauben das manuelle Ausrichten und wieder
anderen fehlt eine solche Einrichtung vollständig. Manche Programme lesen die EXIF-Daten aus
den JPG-Aufnahmen, bei anderen muss man die Expositionswerte manuell eingeben, wieder andere stellen
ein Hilfsmittel zur Verfügung, mit welchem die Empfindlichkeitskurve für die verwendete
Kamera berechnet und gespeichert werden kann um dann als Referenz für die HDRI Erzeugung herangezogen
zu werden. Nicht alle Programme sind kostenpflichtig.
An dieser Stelle ist es angebracht, darauf hinzuwesen, dass JPG-Bilder aus der
Kamera in der Regel bereits manipuliert sind und die Bilddaten nur in 8 Bit per Pixel zur Verfügung
stehen. Wenn die Kamera Rohbilder (RAW) speichern kann, sollte die Kamera entsprechend eingestellt
werden. Man wird ein Programm des Kameraherstellers benötigen, um diese Rohbilder in ein allgemein
lesbares Format umwandeln. Rohbilder haben meistens eine Dynamikauflösung von 12, 14 oder 16 Bit.
Bereits bei 12 Bit Auflösung reicht eine Aufnahmeserie im Abstand von 2 Belichtungsstufen
anstatt einer, was die Anzahl benötigter Aufnahmen für die Serie halbiert.
Programme
Das Gebiet ist im Fluss, Programme verschwinden, neue erscheinen, Optionen kommen hinzu. Wenn das
Interesse besteht, sich in die HDRI Fotografie einzuarbeiten, sollte man sich in diesem Zeitpunkt
im Internet umsehen. Einige Programme, die mir bekannt sind und mit denen ich schon arbeitete, zu
Teil in früheren Versionen:
- HDRShop ist ein Klassiker für
den PC. Die kostenlose Version 1 ist nicht mehr verfügbar. Die ziemlich teure Version 3 ist
immer noch eine 32 Bit Anwendung.
- Picturenaut ist
zur Zeit nur für den PC verfügbar, an einer Mac Version wird gearbeitet.
Picturenaut ist trotz der vielen Optionen leicht zu bedienen und arbeitet zuverläßig.
• Banty's Toolkit
kann in HDRShop und Picturenaut eingebunden werden. Es ist kostenlos.
- Luminance HDR, früher als
Qtpfsgui bekannt, ist kostenlos und erhältlich für PC, Mac und Linux.
- Photomatix gibt es für PC und
Mac und kostet so um die $100 aber es gibt eine kostenlose Testversion.
- Fhotoroom war früher
Artizen und hat nun eine sehr günstige kostempflichtige App mit welcher man seine
Bilder via Cloud auf der Webseite verarbeiten kann.
- HDR Expose
gibt es für Mac und PC und kostet um die $120. HDR Express ist eingeschränkt, dafür
billiger und kostet etwa $80.
Praktisches Hilfsmittel
Ein stabiles Dreibeinstativ ist unerläßlich, wenn man HDRI Fotografien machen will. Ein
weiteres – eher unkonventionelles – Hilfsmittel ist die Gorillakralle «Joby».
Weniger umständlich und sperrig zum Herumtragern als ein Stativ. Einfach an einem Baum
oder Lampenpfosten zu befestigen. Allerdings nicht billiger als ein billiges Dreibein –
insbesonders wenn man den Joby noch mit einer Schnellverschlussplatte versieht.
Zeit abwarten …
Diese undokumentierte Methode ist in keinem Lehrbuch über HDRI zu finden und ist natürlich
ein Witz. Trotzdem funktioniert es auch so, allerdings nur in der Morgen- oder Abenddämmerung.
Balkon-Studie mit einem Fischaugeobjektiv …

Die Aufnahme oben links wurde mit automatischer Belichtungsmessung aufgenommen: f-4,
1/250 Sekunde bei ASA 200. Danach wartete ich, bis die optimale Belichtungszeit bei gleicher Blende
etwa doppelt solange hätte sein sollen, belichtete aber trotzdem mit 1/250 Sekunde. Das setzte
ich fort. Hier die Werte:
| 3. August 2008. f-4, 1/250 s, 200 ASA |
Zeit (MESZ) |
Expositionszeit soll (s) | HDRShop (s) |
|
Zeit (MESZ) |
Expositionszeit soll (s) | HDRShop (s) |
|
Zeit (MESZ) |
Expositionszeit soll (s) | HDRShop (s) |
| 20:40 |
1/250 | 250 |
20:58 |
1/80 | 80 |
21:02 |
1/50 | 50 |
| 21:06 |
1/25 | 25 |
21:09 |
1/15 | 15 |
21:14 |
1/8 | 8 |
| 21:18 |
1/4 | 4 |
21:23 |
1/2 | 2 |
21:26 |
1 | 1 |
Die Bilder wurden in HDRShop geladen und als absolute Expositionszeit die umgekehrten
Werte eingegeben. Also für die 1/250 Sekunden Aufnahme 250 Sekunden (siehe Tabelle). Das HDRI
bekam eine Dynamik von 136'203'908 : 1.

Die Pixelwerte wurden mit 10 multipliziert und die Tonwertumsetzung wurde wie folgt
gemacht.
- 1. In Picturenaut 2.12 mit dem Photoreceptor Physiology Operator
- Exposure adjustment: 3.00,
- Dynamic compression: 0.00,
- Saturation: 0.500,
- Contrast: 0.500,
- Gamma 2.500, Rec. 709 not ticked.
-
- 2. In Artizen 2.60 beta2, mit dem Dramatic Operator
- PreGamma 1.50,
- Brightness -4.00,
- Saturation 0.25,
- Strength 0.25,
- Soften Detail 0.50,
- Fine Detail 0.50,
- Contrast 0.00,
- Highlights 0.00,
- Shadows 0.50,
- Midtones 0.50.
Beide Bilder wurden in HDRShop geladen und miteinander addiert. Schließlich
wurde das Bild noch mit PTLens «entfischt». Ich sass hier, es sieht so aus,
wie ich es bei der ersten Aufnahme empfand. Ein voller Erfolg ;-)
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